Von: ct
01.01.2019

Exponat des Monats Januar 2019

Die Schiebetüren des Geschirrschranks in der Frankfurter Küche


Die Standardmaße der Frankfurter Küche sind 3,04 m in der Länge und 1,96 m in der Breite – da bleibt kaum Platz für weit in den Raum ragende Schranktüren. Das Exponat des Monats ist die optimale Lösung für diesen schmalen Raum: Schiebetüren! Zum Öffnen des Schrankes werden sie einfach nach rechts bzw. links geschoben. Überdies läuft die Hausfrau nicht Gefahr, sich an den Schranktüren anzustoßen.


Der Geschirrschrank mit Schiebetüren über der Spüle (Foto: Reinhard Wegmann)

Die insgesamt fünf Schiebetüren gehören zum Geschirrschrank der Frankfurter Küche, welcher an der Langseite des Raumes über der Spüle angebracht ist. Durch die Verwendung von Glas kann die Hausfrau direkt sehen, in welchem Fach das benötigte Geschirr steht. Gleichzeitig ist das feine Tischgeschirr, das oftmals der Stolz der Familie war, vor den fettigen Küchendämpfen geschützt. Nach dem mühevollen Zubereiten der Speisen ist das Geschirr das finale Arbeitsmaterial in der Küche. Deshalb, und weil es wie beispielsweise der Herd zur Grundausstattung des Raumes zählt, wurde es nicht länger hinter Schranktüren aus Holz versteckt, die womöglich noch mit küchenfremden Motiven dekoriert waren. Da das Geschirr in diesem Schrank praktisch ausgestellt wird, erhielt er aus ästhetischen Gründen ausnahmsweise eine Rückwand. Die übrigen Schränke in der Frankfurter Küche kommen ohne diese aus, ihre Rückwand ist die Zimmerwand. Es war üblich, die Schiebetüren sowie die Rückwand und Regalbretter in der Farbe der Küche zu streichen, wodurch die Einheitlichkeit des gesamten Küchenkomplexes betont wurde, welcher der Vorläufer der heute üblichen Einbauküchen war. Er fügt sich passgenau in das vorhandene Raumvolumen. Die den Raum definierenden Wände wurden zumeist in einer Kontrastfarbe behandelt. Im ernst-may-haus waren die hölzernen Einbauten in Petroleumgrün gestrichen, die Wände in einem zarten Gelb.


Die Schiebetüren mit Muschelgriffen (Foto: Christina Treutlein)

In die Türrahmen wurden seriell hergestellte Muschelgriffe eingelassen. Sie sind vernickelt und waren leichter zu reinigen als die damals üblichen Griffe aus Messing. Die Schiebetüren lassen sich sehr leicht bedienen, denn sie laufen versetzt angeordnet in zwei hintereinander in den Schrankboden eingelassenen Schienen auf Kugeln – eine simple Technik, die sich in den wenigen noch vorhandenen Küchen bis heute bewährt.


Die Schienen, auf denen die Schiebetüren laufen (Foto: Christina Treutlein)

 

Text: Christina Treutlein