26.07.2015

Sonderausstellung 27. Juli bis 23. Dezember 2015

Utopien des Neuen Frankfurt - Ein Schwimmbad für den Pestalozzi-Platz
Der Entwurf von Carl-Hermann Rudloff


Mit unserer Ausstellung stellen wir ein Bauwerk in den Mittelpunkt, das selbst dem eingefleischten Freund des Neuen Frankfurt kaum ein Begriff sein dürfte: Rudloffs Rundbau, der sich dem Besucher in kolorierten Bauplänen und einem Modell präsentiert, windet sich in dynamischer Eleganz gen Himmel. Die Assoziation zu Tauts Stadtkrone oder auch Tatlins Monument für die III. Internationale liegt da nicht fern. Doch Carl-Hermann Rudloff wollte mit seinem Entwurf weder eine Konkurrenz zum Römerberg schaffen, noch eine Kathedrale für die Arbeiterklasse, das kreisrunde Bauwerk beherbergte – ein Schwimmbad! Gemeinsam mit den assoziierten Projekten bleibt ihm aber zweifellos der Status der immerwährenden Utopie: Denn trotz – oder gerade wegen? – seiner hochmodernen Erscheinung kam es nie über den Projektstatus hinaus. Was gibt es Faszinierenderes, als die Aufbruchstimmung jener Jahre, die ganz im Gegensatz zu dem übermächtigen Kostendruck stand, gerade am Beispiel von Utopien aufscheinen zu lassen?

Schwimmhalle des Pestalozzibades
mit Schwimmern

Farbige Kreide auf Pergamentpapier

Der Architekt Carl-Hermann Rudloff (1890-1949) war einer der bedeutendsten Protagonisten des Neuen Frankfurt und hatte bereits zum Breslauer Mitarbeiterstab Ernst Mays gehört. Unter anderem war er maßgeblich am Bau der Siedlungen Römerstadt, Bornheimer Hang und Zick-Zack-Hausen beteiligt. Dennoch hat die Forschung ihn bisher nur wenig berücksichtigt. Die ernst-may-gesellschaft möchte diese Forschungslücke schließen: der Nachlass des Architekten findet sich im Archiv des mayhauses und wird von Christina Treutlein, die die Sonderausstellung kuratiert, im Rahmen einer kunsthistorischen Dissertation aufgearbeitet. Die schlaglichtartige Ausstellung ist somit gewissermaßen ein Vorgeschmack auf eine umfassende wissenschaftliche Publikation.

In den Plänen und Zeichnungen offenbart sich exemplarisch die Entwicklung und Konzeption eines Projektes Carl-Hermann Rudloffs. Immer deutlichere Konturen nimmt das Schwimmbad in den farbigen Ansichten an, technisch ausgearbeitete Grundrisse verdeutlichen den geplanten inneren Aufbau. Hätte man Rudloffs architektonische Vision tatsächlich realisiert, wäre sie zweifellos eine bauliche Sensation geworden, deren Prominenz weit über die Siedlung Bornheimer Hang hinausgegangen wäre. Die Ausstellung ordnet sie auch in den stadthistorischen Zusammenhang und die ihr übergeordente Utopie – das Neue Frankfurt – ein.

Äußerer Anlass für die Sonderausstellung ist ein Jubiläum: am 27. Juli 2015 jährt sich der Geburtstag Rudloffs zum 125. Mal. Da er damit zwar nicht im selben Jahr, aber am selben Tag wie Ernst May geboren wurde, fand die Vernissage am Sonntag, 26. Juli, im Anschluss an das diesjährige mayfest statt. Das Grußwort zu diesem besonderen Jubiläum sprach der Schirmherr der ernst-may-gesellschaft, Oberbürgermeister Peter Feldmann.

Vernissage am 26.7.2015

Die Kuratorin, Christina Treutlein, führt
Oberbürgermeister Peter Feldmann durch die
Ausstellung

Foto: Peter Paul Schepp

 

Begleitend zur Ausstellung erscheint eine in Leinen gebundene Katalogmappe im Format A3 in limitierter Auflage mit sämtlichen Zeichnungen und Plänen sowie vertiefenden Aufsätzen.

 Carl-Hermann Rudloff

  • 27. Juli 1890 geboren in Gründorf/Schlesien Ausbildung zum Architekt in Breslau
  • 1924: Erste Zusammenarbeit mit Ernst May bei der Schlesischen Heimstätte
  • 1925: Auf Einladung Mays Leiter der Architekturabteilung der ABG für kleine Wohnungen in Frankfurt am Main
  • 1931 Freiberufliche Tätigkeit als Architekt in Frankfurt, Bauaufträge für private und geschäftliche Gebäude
  • 1949 stirbt er in Frankfurt am Main


  

Termine für Kuratorenführungen werden im Halbjahresprogramm und jeweils unter "Aktuelles" bekanntgegeben. 


Katalogmappe erhältlich in unserem Shop