By: ct
27.07.2022

Exponat des Monats Juli 2022

Hut- und Kleiderhaken von Ferdinand Kramer


Ferdinand Kramer (1898-1985) war im Team des Frankfurter Hochbauamts einer der jüngsten Architekten und in der Abteilung für Typisierung tätig.

Nach seinem Exil in den USA setzte er seine Karriere erfolgreich in Deutschland fort und war schließlich von 1952 bis 1964 Baudirektor der Johann Wolfgang Goethe-Universität. Der Wiederaufbau der im Krieg stark zerstörten Hochschule bildet Kramers letzte Schaffensphase. Zusammen mit seinem Team baute er 23 Universitätsbauten und entwarf deren Inneneinrichtung bis ins kleinste Detail.

 


Hut- und Kleiderhakenleiste
Foto: Christina Treutlein, ernst-may-gesellschaft e.V.

 

Zeitlebens war es Kramers Anliegen, Bedingungen für gutes Arbeiten zu schaffen. In seiner Architektur und bei den von ihm entworfenen Gebrauchsgegenständen waren Zweck und Komfort wohl austariert. Zudem setzte er auf Stabilität, Langlebigkeit (massive Materialien) und die Eignung für die industrielle Massenproduktion (einfache Formen), so dass die Preise niedrig bleiben konnten. Wie schon im Neuen Frankfurt, wo man Gasrohre bog, um daraus Handläufe zu machen, nutzte Kramer vorhandenes (Bau-)Material, um daraus schlichte Gebrauchsgegenstände zu machen, wie diese Hut- und Kleiderhakenleiste.

 


Verschiedene Haken
Foto: Christina Treutlein, ernst-may-gesellschaft e.V.

 

Sie besteht aus einem massiven, vier Zentimeter breiten Metallstreifen aus Eisen, auf den in regelmäßigen Abständen halb so breite (2 cm) Streifen genietet sind. Diese schmalen Metallstreifen wurden unten zu einer Rundung gebogen, so dass Haken entstehen, an die Jacken und Mäntel gehängt werden können. Von den insgesamt sieben Kleiderhaken sind vier gleichzeitig Huthaken, indem sie nach oben verlängert und gerade nach vorne abgeknickt wurden. Die Metallstreifen sind an den Enden abgerundet, so dass keine spitzen Ecken die auf ihnen hängende Kleidung beschädigen können.

 


Links das Loch zum Befestigen der Leiste an der Wand
Foto: Christina Treutlein, ernst-may-gesellschaft e.V.

 

Die Hakenleisten gab es in unterschiedlichen Längen, mit variierender Hakenzahl und -form. Unsere Hakenleiste hat eine Länge von 62 cm und entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Teilstück – an der rechten Seite wurde sie gekürzt. Demzufolge fehlt hier das Loch für die Schraube zum Befestigen der Leiste an der Wand. Links ist das mittig gesetzte Loch noch vorhanden.

 


Schnittstelle der gekürzten Leiste
Foto: Christina Treutlein, ernst-may-gesellschaft e.V.

 

Dekorelemente gibt es an der Hut- und Kleiderhakenleiste keine. Der regelmäßige Rhythmus der Haken und die Wölbungen konstruktionsbedingten Nieten genügen für eine harmonische und funktionale Gestaltung. Die Leiste war ursprünglich hellgrau und wurde im Laufe der Jahre weiß überstrichen. In ihrem Grauton fügte sie sich in die hellen Räume der Universitätsbauten, in denen die Farben Schwarz und Weiß sowie verschiedene Grautöne vorherrschten.

 

Text: Christina Treutlein