Bauzeit: 1927-28
Bauherrin: Mietheim AG
Eigentümerin: ABG Frankfurt Holding mbH
Architekten: Ernst May
Küchenplanung: Margarete Schütte-Lihotzky
Grünflächenplanung: Leberecht Migge
Grundstücksfläche: 180 qm (Haus und Garten)
bebaute Flächen: 50 qm
Nutzfläche: 88 qm
Raumhöhen: etwa 2,70 m
Gartenfläche: 130 qm
Vorgartenfläche: 50 qm (öffentliches Grün)
Ernst May (1886 – 1970) konzipierte das Haus als ein in jeder Beziehung komfortables, voll unterkellertes Wohnhaus mit fünf Zimmern und einem Garten für die damalige Kleinfamilie. Die Familienräume befinden sich im Erdgeschoss, bestehend aus einem Esszimmer neben der nur 8 qm großen Küche und einem kleineren Wohnraum. Im Obergeschoss befinden sich ein Elternschlafzimmer mit direkter Verbindung zum Bad mit Tageslicht, ein angrenzendes Kinderzimmer, und eine Schlafkammer. Die Räume sind untereinander mit Türen verbunden. Terrasse und Garten erreicht man sowohl vom Esszimmer als auch vom Keller. Alles in allem unterschieden sich die Häuser der May-Siedlungen in Lage, Größe und Ausstattung erheblich von den unzulänglich ausgestatteten und beengten Mietshäusern, wie sie in der Frankfurter Innenstadt üblich waren.
Das zweigeschossige Reihenhaus ist ein verputzter, konventioneller Mauerwerksbau mit einschaligem Flachdach in Holzkonstruktion. Die Kellerdecke ist eine Kappendecke, und das Erdgeschoss hat eine Holzbalkendecke.
Das Haus hatte Einfachverglasung in Holzrahmen, Zimmertüren aus Sperrholz und eine blechbeschlagene Haustür. Die Restaurierungsarbeiten ergaben, dass die Farbgebung der Innenausstattung abwechlungsreich gestaltet war: Die Fensterrahmen waren in blau gehalten, die Türen hatten graue Zargen, der Treppenaufgang war gelb, die Kellertür orangerot gestrichen. Die Zimmer im Erdgeschoss wurden mit schlichten „Bauhaustapeten“ ausgestattet, während Schlaf- und Kinderzimmer sowie Mädchenkammer lediglich verputzt und einfarbig gestrichen waren. Die Wände in Bad und Küche waren hellgelb gefliest. Der Bodenbelag in den Wohnräumen bestand aus einem rötlich-bräunlichen Linoleum. Im Eingangsbereich, im Bad und in der Küche waren sandfarbene, quadratische Solnhofer Schieferplatten verlegt.
Die Möblierung und die Einbauten, von den Architekten Franz Schuster (1892 – 1972) und Ferdinand Kramer (1898 – 1985) entworfen, waren ohne Schnörkel, sachlich und den Raumverhältnissen angepasst.
Die Römerstadt war die erste vollelektrifizierte Siedlung in Deutschland und so war auch die Haustechnik des ernst-may-hauses der 1920er Jahre innovativ. Insbesondere die kohlebefeuerte Zentralheizung im Keller, ein Drehstromanschluss für die Beleuchtung, der Herd und die Warmwasserbereitung für Bad und Küche sowie ein Radioanschluss galten als fortschrittlich.
Die Wohnungen sollten kostengünstig gebaut werden, damit die Miete nicht teurer würde als ein Viertel des durchschnittlichen Arbeiterlohns in Höhe von 250 Reichsmark. Durch Kostensteigerungen während des Baus waren bei Bezug die tatsächlich geforderten Mieten in Höhe von etwa 100 Reichsmark für Arbeiterfamilien zu teuer. Stattdessen bezogen Bürger des Mittelstandes die Siedlungshäuser. Seit 1991 orientieren sich die Mieten bei Neuverträgen am aktuellen Mietspiegel der Stadt Frankfurt am Main.
Die Finanzierung des Rückbaus des ernst-may-hauses erfolgte durch Mitgliederbeiträge und Spenden. Zuschüsse und Beratung erhielt die ernst-may-gesellschaft e.v. außerdem von der Stadt Frankfurt und ihrem Denkmalamt, dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und zahlreichen Sponsoren. Der Rückbau des Gartens wurde durch die tatkräftige Unterstützung des Grünflächenamtes realisiert.