Ort: Vorlesungssaal des Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F),
Georg-Voigt-Straße 14-16, 60325 Frankfurt am Main
Als 1863 westlich der damaligen Stadt Höchst die Farbwerke Meister Lucius & Co. gegründet wurden, bestand die Belegschaft aus ganzen sieben Angestellten, nach der Verlegung des Werks 1874 an seinen heutigen Standort waren es schon 390, und 1888, zum 25jährigen Jubiläum, zählte man bereits 2062 Mitarbeiter. Um diesen vielfach vom Land kommenden Arbeitern und ihren Familien zum einen angemessene Wohnmöglichkeiten zu bieten, zum anderen aber auch, um sie an das Werk zu binden, engagierte man sich stark im Wohnungsbau und errichtete zwischen 1874 und den frühen 20er Jahren insgesamt sechs Siedlungen, von denen heute allerdings nur noch zwei existieren.
Dieser Siedlungsbau mit all seinen sozialen Einrichtungen, wie z.B. werkseigenen Kaufhäusern oder sogar einem eigenen Entbindungsheim, der – zumindest zu Beginn – auch ein Wohnungsbau nach Gutsherrenart war, hat nicht nur das äußere Bild, sondern auch das Leben der Stadt Höchst entscheidend geprägt. Darüber hinaus stellt sich die Frage, inwieweit sich Ernst May bei der Realisierung seines gewaltigen Wohnungsbauprogramms ab 1925 gerade auch in Bezug auf die Berücksichtigung sozialer Belange hier in Höchst nicht doch die eine oder andere Anregung geholt hat.
Zum Referenten: Dr. Wolfgang Metternich war nach Jahren als Dozent und freiberuflicher Kunsthistoriker und Publizist von 1984 bis 2009 Leiter des Firmenarchivs der Hoechst AG und Geschäftsführer der HistoCom GmbH. Heute ist er als freier Autor und Industrie- und Archivberater tätig.