Der Frankfurter Architekt Ernst May (1886–1970) hat seine Stadtplanungen immer auch als grundlegende Erneuerung des gesellschaftlichen Lebens verstanden. Sein Neues Frankfurt ist eine Inkunabel sowohl der Architekturästhetik als auch der sozialen Organisation des „neuen Wohnens“.
In Frankfurt baute er nur fünf Jahre, von 1925 bis 1930. Aber Ernst May war sechzig Jahre lang Architekt, und mehr als er hat wohl niemand gebaut in seiner Zeit. Seine Zeit, das war zuletzt auch die Nachkriegsmoderne des deutschen Wirtschaftswunders und vor allem die katastrophalen Jahrzehnte der ersten Jahrhunderthälfte:
Siedlung Römerstadt | Kino, Novokuzneck |
Schule, Kisumu, Kenia. 1950er Jahre
Der Film begibt sich auf die Spuren der zentralen Arbeitsjahre Ernst Mays, der baut, als man eigentlich gar nicht bauen konnte: Architekt und Stadtplaner in dürftiger Zeit.
In Russland und in Afrika erkundet dieser Dokumentarfilm, anhand der wahrscheinlich ersten und in mehreren Fällen wohl auch letzten Filmaufnahmen, zwei erstaunliche Werkphasen im Leben Ernst Mays und fügt sie mit dem Neuen Frankfurt zu einer eindrücklichen Geschichte des Architekten auf „drei Kontinenten“.
Otto Schweitzer, Regisseur
„Ich wollte einen Film aus Häusern machen“, sagt der Regisseur lapidar. Und zeigen, wie May „sie gedacht hat“. Wie er das aber gemacht hat, wie er darüber hinaus anhand von Briefen, Aufsätzen, Fotos und Tagebuchnotizen May selbst zu Wort kommen lässt, das ist wunderbar.
Kommentar von Christoph Schütte, F.A.Z.