Im „Frankfurter Register“, das 1929 dem vierten Heft der Zeitschrift „Das Neue Frankfurt“ beilag, wird an oberster Stelle die WMF-Metallschale angepriesen. Vor dem Hintergrund der Ästhetisierung der Massenproduktion galt sie Ernst May und seinem Team als ein gelungen gestaltetes Haushaltsutensil in zeitgemäßer Formensprache. Als Vorbild für eine solche Gestaltung können die in der Metallwerkstatt des Bauhauses entworfenen Objekte betrachtet werden. Obwohl die dort entworfenen Produkte nur selten in die Massenproduktion übergingen, beeinflussten sie mit ihren radikal einfachen Formen und Oberflächen die Gestalter in den Metall verarbeitenden Betrieben wie der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF).
Das Frankfurter Register 7
Die Schale mit abgeflachtem, aber nicht ganz ebenem Boden entstand im Pressverfahren. Erst anschließend wurden die Griffe angelötet. Seit 1918 produzierte WMF die meisten Artikel im Pressverfahren, das manuelle Herstellungsverfahren ablöste. Mit diesem Verfahren ließen sich hohe Stückzahlen ohne Qualitätseinbußen herstellen. Ausgehend von der maschinellen Herstellung entwickelte sich das Design hin zu einfacheren Formen, wie es diese Schale zeigt.
Die Chromargan-Pfanne (Foto: Detail aus Frankfurter Register 7)
Die immerhin 437 g schwere Schale trägt auf der Unterseite einen dreieckigen Stempel, bestehend aus dem Firmenlogo von WMF und der Materialbezeichnung „Chromargan“. Chromargan ist ein 1912 von Krupp entwickelter Edelstahl mit einem hohen Chromanteil und Nickel. Aufgrund des Chroms rosteten die Gegenstände nicht und Nickel macht sie säurefest. Der Wortbestandteil „Argan“ (lat. argentum; Silber) verweist lediglich auf die glänzende Oberfläche des Materials.
WMF-Stempel auf der Unterseite der Schale |
Der Entwerfer dieser Schale ist unbekannt, denn ganz im Sinne der anonymen Massenproduktion wurden bei WMF bis in die 1930er Jahre hinein die Produkte nicht signiert. Eine Ausnahme bilden die Luxusartikel aus der 1927 neu gegründeten Metallwarenabteilung „Neue Kunstgewerbliche Abteilung“. Da dort vor allem kostbare Materialien verarbeitet wurden, diese Schale aber aus dem günstigeren Chromargan besteht, ist sie nicht dieser Abteilung zuzuordnen. Sie kann aber dem Umfeld der für WMF tätigen, namhaften Entwerfer Albin Müller, Richard Riemerschmid und Paul Haustein zugeschrieben werden. Text: Christina Treutlein