Der Entwurf des zerlegbaren Kinderstuhles von Heinrich Helbing (1903 – 1973) stammt aus dem Jahr 1963. Der Architekt Helbing war von 1945 bis 1966 Leiter der Abteilung „Innenausbau und Möbel“ an der Staatlichen Werkkunstschule Kassel. Anlass für den Entwurf war eine Sonderausstellung der Werkkunstschule in Paris, auf der der Stuhl erstmals gezeigt wurde und auf großes Interesse stieß. Die Fertigung und den Vertrieb übernahmen die Henkel-Werke Göttingen GmbH.
Der Bausatz ist in einem farbig bedruckte Karton (Entwurf Oskar Blase) verpackt und lässt sich mit dem beigefügten Schraubendreher in wenigen Minuten zusammenbauen. Der Kinderstuhl Modell 370 war in Buche natur sowie in den Farben blau und rot lieferbar. Als Ergänzung war ein formal passender Kindertisch (Modell 31) erhältlich. Den erfolgreichen Kinderstuhl entwickelte Helbing zu einem Stuhl für Erwachsene weiter. Dieser erhielt eine gepolsterte Sitzfläche und wurde zusammen mit einem schlichten Tisch ebenfalls von den Henkel-Werken vertrieben.
Heinrich Helbing war in den 1920er Jahren als Mitarbeiter im Büro des Architekten Adolf Meyer ein Teil des Neuen Frankfurt. Nach dem Weggang Ernst Mays in die UdSSR 1930 kehrte der gebürtige Kasselaner Helbing in seine Heimatstadt zurück, wo er mit Unterbrechungen bis zu seinem Tod tätig war. Seit Oktober 2015 ist die ernst-may-gesellschaft dank der großzügigen Schenkung seines Sohnes Ulrich Helbing im Besitz eines Teilnachlasses des Architekten.
Text: Dr. Eckhard Herrel, C. Julius Reinsberg