Von: ct
01.06.2018

Exponat des Monats Juni 2018

Die Holzschütten aus der Frankfurter Küche


Denkt man an die Schütten der Frankfurter Küche, hat man das Bild der kleinen, in mehreren Reihen angeordneten Schubladen aus Aluminium vor Augen. Doch in der Küche, wie sie im mayhaus zu sehen ist, sind neben den zwölf Aluminiumschütten auch zwei Schütten aus Holz vorhanden. Die Architektin der Frankfurter Küche, Margarete Schütte-Lihotzky, entschied 1926, in jede Küche auch zwei hölzerne Schütten einbauen zu lassen, denn sie wollte die Eigenschaften des Materials nutzen, um die Lagerung und Haltbarkeit der Lebensmittel zu optimieren.


Zwei Holzschütten neben zwölf Aluminiumschütten (Foto: Christina Treutlein)


Aus diesem Grund wurde eine der Schütten aus dem Holz eines Nadelbaums hergestellt. Dieses Weichholz hat die Eigenschaft, Feuchtigkeit aus der Umgebung aufzunehmen (hygroskopisch). Somit ist es hervorragend für die Lagerung von Salz geeignet, welches selbst hygroskopisch ist. Vergleichbar mit den Reiskörnern im Salzstreuer, entzieht das Holz der Schublade dem Salz die Feuchtigkeit, so dass es nicht verklumpt und dosierbar bleibt. Die zweite Holzschütte besteht aus Eichenholz. Eichenholz enthält Gerbstoffe (Tannine), welche wiederum Mehlwürmer nicht mögen. Deshalb war diese Schütte für die Aufbewahrung von Mehl hervorragend geeignet und lästige Schädlinge konnten durch den gezielten Materialeinsatz ferngehalten werden.


Links die Schütte für Salz, rechts die Schütte für Mehl (Foto: Christina Treutlein)


Die Einzelteile der Schütten sind in traditioneller Schreinermanier ohne Nägel mit Zapfenverbindungen zusammengesetzt. Lediglich der Griff der Schütte wurde mit einer von außen nicht sichtbaren Schraube fixiert. Der keilförmige Griff besteht ebenfalls aus Holz. Seine schlichte Form macht das Bauteil äußerst kostengünstig, gleichzeitig ist die Konstruktion genial durchdacht. Zur einfacheren Handhabung und um das Abrutschen zu verhindern, wurde der Holzkeil an der unteren Seite innen etwas ausgehöhlt, so dass dort die Fingerspitzen Halt finden.
Farblich waren die Holzschütten auf die Küche abgestimmt. Im mayhaus ist sie petroleumgrün. Auch die Küche der hier präsentierten Schütten (aus einem Haus An der Ringmauer) hatte diesen Farbton. Die originale Farbe ist an den Stellen sichtbar, an denen die weiße Farbe einer späteren Übermalung abgeplatzt ist. Es wurden aber nur die Fronten der Schubladen farbig gefasst, um die Holzeigenschaften durch die Farbschicht nicht zu eliminieren. Text: Christina Treutlein