Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewann die Frankfurter Firma Fuld & Co. (später „Telenorma“) größere Bedeutung in der Fertigung von Telefonanlagen. Bürgermeister Ludwig Landmann konnte 1926 nicht nur deren Verlegung nach Berlin verhindern, sondern bemühte sich auch um Aufträge der Reichspost. Zu einer Vergabe eines staatlichen Auftrags an Fuld & Co. kam es nicht, trotz des Angebots 10% unter dem Preis der Konkurrenz. Fuld & Co. bekam jedoch von der Stadt den vergleichsweise kleinen Auftrag den Fernsprechapparat Modell „Frankfurt“ für die Siedlungen des neuen Frankfurt zu entwickeln.
Fuld-Telefon Modell Frankfurt, 1927 Gestalter: Marcel Breuer, Richard Schadewell |
Form und Gestalter
Der architekturinteressierte Harry Fuld entschied sich, zwei Architekten mit dem Entwurf zu beauftragen: Den Hörer entwarf Marcel Breuer, das Gehäuse Richard Schadewell. Während das schwarz lackierte Messinggehäuse mit seiner elementargeometrisch gestalteten Form im Kontext eines technisch orientierten Funktionalismus steht, bildet der organisch geformte Hörer aus Bakelit als Handschmeichler einen Gegensatz dazu. Die bewusste Trennung dieser beiden Funktionsbereiche sollte noch lange ungewöhnlich bleiben. Wenngleich auch in einer Variante mit Bakelitgehäuse erhältlich, blieb das „Modell Frankfurt“ außerhalb Frankfurts eine Seltenheit; der besondere Entwurf trug jedoch wesentlich dazu bei, dass Fuld & Co. europaweit Aufträge bekam, darunter von der niederländischen PTT und der italienischen Telefongesellschaft. Harry Fuld verstarb am 26. Januar 1932 und bekam die Enteignung seiner Firma durch die Nationalsozialisten nicht mehr mit.
Text und Leihgeber des Objekts: Dr. Christos Vittoratos
Dezember 2012