Ella Bergmann-Michels Filmkulturarbeit ist glücklicherweise rekonstruierbar. Sie selber maß gerade auch ihren weniger bekannten Tätigkeiten als Programmmacherin, Filmvermittlerin und Vortragsreisende große Bedeutung bei und warf nichts weg: Handgeschriebenes wurde abgetippt, datiert und kommentiert, Hefte sind mit Filmlisten und Bemerkungen gefüllt.
Ihre Vortragsnotizen finden sich auf die Ränder von Quittungen gekritzelt, die Rückseiten von Luftpostumschlägen, auf Pappkartondeckeln oder Papierservietten. Von den fertigen Vorträgen gibt es Manuskriptfassungen, die direkt die Zuschauer*innen adressieren. Die Sprache für ihren Vortragszyklus „50 Jahre Filmschaffen“ musste sie in den frühen 50er Jahren oft selbst erfinden, von Wortschöpfungen („Schaumannsarbeit“, „Bilddichter“) bis hin zu allgemeinverständlichen Erklärungen zur technischen Entwicklung der Kinematographie. Sie machte keinen Hehl aus ihren Vorlieben – sie bewunderte die abstrakten Filme Norman McLarens, sie liebte Asta Nielsen – präsentierte aber Filme quer durch die Genres und die Geschichte. „Dieser unerzogene Wildling aus Technik und Abenteuerlust – aus Bild und Literatur“ sollte sich in all seinen Erscheinungen zeigen. Dem Publikum sprach sie Mut zum Experiment zu „Ich bitte Sie den kleinen Filmen […] möglichst vorurteilsfrei entgegen zu treten“, sie lud aber auch zum Widerspruch ein. Präsentiert wird eine Collage aus ihren Texten und einigen von ihr präsentierten Filmen, als Kombination von Lesung und Kinovorführung, in eben jenem Festsaal des Studierendenhauses, in dem sie oft ihre Programme vorstellte. Ort: Pupille - Kino der Uni, Mertonstr. 26–28, 60325 Frankfurt am Main Veranstalter: Kinothek Asta Nielsen e.V. Weitere Informationen: https://www.remake-festival.de/themenseiten/programm-neues-frankfurt-die-filmaktivistin-ella-bergmann-michel/