Von: pps
20.03.2017

Sonderausstellung: 1. April bis 3. September 2017

Adolf Meyer und Heinrich Helbing – Funktionsbauten für das Neue Frankfurt


Ort: ernst-may-haus, im Burg­feld 136, Frank­furt-Rö­mer­stadt

Das Neue Frank­furt be­schreibt ein all­um­fas­sen­des städ­te­bau­li­ches Pro­jekt. Im Fokus der Re­zep­ti­on ste­hen heute so­zi­al­po­li­ti­sche As­pek­te wie Ernst Mays Woh­nungs- und Sied­lungs­bau. Dar­über hin­aus nahm das Pro­jekt aber auch Ein­fluss auf die ge­stal­te­ri­sche Pla­nung von Park­an­la­gen und Funk­ti­ons­bau­ten, um auch hier eine äs­the­ti­sche Ein­heit im Sinne des Neuen Bau­ens schaf­fen. Dazu ge­hör­ten öf­fent­li­che Ver­wal­tungs­ge­bäu­de, Ju­gend­häu­ser und  Schwimm­bä­der genau so wie Brü­cken und In­dus­trie­ge­bäu­de. Mit die­sem Kon­zept zur Stadt­er­wei­te­rung setz­te sich Frank­furt von an­de­ren Groß­städ­ten der Wei­ma­rer Re­pu­blik deut­lich ab und nahm eine Vor­rei­ter­rol­le im mo­der­nen Städ­te­bau ein. Für diese Seite der städ­ti­schen Bau­be­ra­tung war von 1925 bis 1929 Adolf Meyer zu­stän­dig.

Bauplan eines sog. Milchhäuschens am Schweizer Platz (Nachlass Helbing)

Adolf Meyer war Schü­ler von Peter Beh­rens und Mit­ar­bei­ter von Wal­ter Gro­pi­us. Mit sei­ner Be­ru­fung zum Lei­ter der Ab­tei­lung „B“ woll­te die Stadt Ein­fluss auf die Ge­stal­tung pri­va­ter Bau­wer­ke neh­men. Meyer ak­qui­rier­te hier­für ein gan­zes Team von jun­gen Mit­ar­bei­tern und an­ge­hen­den Ar­chi­tek­ten, deren Be­kannt­schaft er als Leh­rer an der Frank­fur­ter Schu­le für freie und an­ge­wand­te Kunst mach­te, dar­un­ter war auch der junge Ar­chi­tekt Hein­rich Hel­bing.

Adolf Meyer (1881-1929); Heinrich Helbing (1903-1973)

Meyer und seine Mit­ar­bei­ter über­prüf­ten in­ner­halb der Bau­be­ra­tung nicht nur die Ent­wür­fe pri­va­ter In­ves­to­ren, sie er­ar­bei­te­ten auch eine Viel­zahl an Ent­wür­fen für di­ver­se Bau­pro­jek­te und stell­ten sie pri­va­ten In­ves­to­ren wie auch städ­ti­schen Or­ga­nen als ge­stal­te­ri­sche Grund­la­ge für deren Bau­vor­ha­ben zur Ver­fü­gung. Auch Groß­pro­jek­te wie die Ko­ke­rei des Gas­werks Ost und die Neu­bau­ten der städ­ti­schen Elek­tri­zi­täts­wer­ke ge­hör­ten dazu. Die Bau­be­ra­tung wurde von pri­va­ten In­ves­to­ren und Bau­ge­nos­sen­schaf­ten gerne in An­spruch ge­nom­men. So prä­gen das Frank­fur­ter Stadt­bild noch heute ei­ni­ge Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser und Wohn­kom­ple­xe, die nicht unter Ernst May und dem Hoch­bau­amt ent­stan­den, son­dern mit Un­ter­stüt­zung der Bau­be­ra­tung von an­de­ren Bau­trä­gern rea­li­siert wur­den. Auch sie las­sen die Hand­schrift „des neuen Frank­furt“ ein­deu­tig er­ken­nen.

Betonkuppel des Prüfamts 6 mit einer Spannweite von 26 Metern
(Quelle: DNF Heft 9, 1929)

Fassadenansicht des Prüfamts 6 (Quelle DNF Heft 9 1929)

Die Aus­stel­lung be­leuch­tet erst­mals aus­führ­lich das Wir­ken Mey­ers am Frank­fur­ter Hoch­bau­amt sowie die frucht­ba­re Zu­sam­men­ar­beit mit Hel­bing. Das Leben Mey­ers en­de­te 1929. Hel­bing setz­te seine Kar­rie­re nach dem Weg­gang Ernst Mays 1930 mit dem Ent­wurf mo­der­ner und sach­li­cher Möbel fort.


Ausstellung:1.4. - 3.9.2017
Vernissage:1.4.2017, 18:00 Uhr
Kuratorenführungen:20.05. um 15:30 Uhr und am 18.06.2017 um 14:00 Uhr;
Führung zum Elektrizitätswerk am 8.7.2017 um 15:00 Uhr
Informationsbroschüre:
kann hier als pdf heruntergeladen werden. Sie liegt während der Ausstellung im ernst-may-haus auch als Ausdruck bereit.
Kuratoren   

 

Elisa Lecointe, M.A.

Geboren 1988. Kunst- und Architekturhistorikerin. Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Pädagogik in Frankfurt am Main und Southampton. Mitglied und Kuratorin der ernst-may-gesellschaft eV.

Ulrich Helbing (Foto Mario Drescher)

1939 in Kassel geboren und dort in Nordhessen aufgewachsen. Ab 1959 Studium an der Staatlichen Werkkunstschule Kassel, zunächst “Industrial Design” bei Peter Racke. 1961 der Wechsel des Studiums zu Grafik Druck und Werbung bei Karl Oskar Blase. 1963 Abschluss mit Diplom. Im Herbst 1963 dann die erste Stelle als Grafiker und später als Atelierleiter in Frankfurt am Main. Aufgabengebiet war die klassiche Werbung, Entwürfe für das Produktdesign und Ausstellungsdesign. 1975 Gründung des “Grafik Design Studio Helbing” und der Weg in die Selbständigkeit. Es folgten 30 Jahre erfolgreiche Arbeit mit internationalen Kunden weltweit. Aufgabengebiete vom Corporate Design, Anzeigen, Prospekte , Plakate, Messestände, Produktpräsentationen, Entwürfe von Möbeln und Büroeinrichtungen. 2005 aus Altersgründen Schließung des Studios.