Ort: ernst-may-haus, im Burgfeld 136, Frankfurt-Römerstadt
Das Neue Frankfurt beschreibt ein allumfassendes städtebauliches Projekt. Im Fokus der Rezeption stehen heute sozialpolitische Aspekte wie Ernst Mays Wohnungs- und Siedlungsbau. Darüber hinaus nahm das Projekt aber auch Einfluss auf die gestalterische Planung von Parkanlagen und Funktionsbauten, um auch hier eine ästhetische Einheit im Sinne des Neuen Bauens schaffen. Dazu gehörten öffentliche Verwaltungsgebäude, Jugendhäuser und Schwimmbäder genau so wie Brücken und Industriegebäude. Mit diesem Konzept zur Stadterweiterung setzte sich Frankfurt von anderen Großstädten der Weimarer Republik deutlich ab und nahm eine Vorreiterrolle im modernen Städtebau ein. Für diese Seite der städtischen Bauberatung war von 1925 bis 1929 Adolf Meyer zuständig.
Bauplan eines sog. Milchhäuschens am Schweizer Platz (Nachlass Helbing)
Adolf Meyer war Schüler von Peter Behrens und Mitarbeiter von Walter Gropius. Mit seiner Berufung zum Leiter der Abteilung „B“ wollte die Stadt Einfluss auf die Gestaltung privater Bauwerke nehmen. Meyer akquirierte hierfür ein ganzes Team von jungen Mitarbeitern und angehenden Architekten, deren Bekanntschaft er als Lehrer an der Frankfurter Schule für freie und angewandte Kunst machte, darunter war auch der junge Architekt Heinrich Helbing.
Adolf Meyer (1881-1929); Heinrich Helbing (1903-1973)
Meyer und seine Mitarbeiter überprüften innerhalb der Bauberatung nicht nur die Entwürfe privater Investoren, sie erarbeiteten auch eine Vielzahl an Entwürfen für diverse Bauprojekte und stellten sie privaten Investoren wie auch städtischen Organen als gestalterische Grundlage für deren Bauvorhaben zur Verfügung. Auch Großprojekte wie die Kokerei des Gaswerks Ost und die Neubauten der städtischen Elektrizitätswerke gehörten dazu. Die Bauberatung wurde von privaten Investoren und Baugenossenschaften gerne in Anspruch genommen. So prägen das Frankfurter Stadtbild noch heute einige Mehrfamilienhäuser und Wohnkomplexe, die nicht unter Ernst May und dem Hochbauamt entstanden, sondern mit Unterstützung der Bauberatung von anderen Bauträgern realisiert wurden. Auch sie lassen die Handschrift „des neuen Frankfurt“ eindeutig erkennen.
Betonkuppel des Prüfamts 6 mit einer Spannweite von 26 MeternFassadenansicht des Prüfamts 6 (Quelle DNF Heft 9 1929)
Die Ausstellung beleuchtet erstmals ausführlich das Wirken Meyers am Frankfurter Hochbauamt sowie die fruchtbare Zusammenarbeit mit Helbing. Das Leben Meyers endete 1929. Helbing setzte seine Karriere nach dem Weggang Ernst Mays 1930 mit dem Entwurf moderner und sachlicher Möbel fort.
Ausstellung: | 1.4. - 3.9.2017 | |
Vernissage: | 1.4.2017, 18:00 Uhr | |
Kuratorenführungen: | 20.05. um 15:30 Uhr und am 18.06.2017 um 14:00 Uhr; Führung zum Elektrizitätswerk am 8.7.2017 um 15:00 Uhr |
Elisa Lecointe, M.A.
Geboren 1988. Kunst- und Architekturhistorikerin. Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Pädagogik in Frankfurt am Main und Southampton. Mitglied und Kuratorin der ernst-may-gesellschaft eV.
Ulrich Helbing (Foto Mario Drescher)
1939 in Kassel geboren und dort in Nordhessen aufgewachsen. Ab 1959 Studium an der Staatlichen Werkkunstschule Kassel, zunächst “Industrial Design” bei Peter Racke. 1961 der Wechsel des Studiums zu Grafik Druck und Werbung bei Karl Oskar Blase. 1963 Abschluss mit Diplom. Im Herbst 1963 dann die erste Stelle als Grafiker und später als Atelierleiter in Frankfurt am Main. Aufgabengebiet war die klassiche Werbung, Entwürfe für das Produktdesign und Ausstellungsdesign. 1975 Gründung des “Grafik Design Studio Helbing” und der Weg in die Selbständigkeit. Es folgten 30 Jahre erfolgreiche Arbeit mit internationalen Kunden weltweit. Aufgabengebiete vom Corporate Design, Anzeigen, Prospekte , Plakate, Messestände, Produktpräsentationen, Entwürfe von Möbeln und Büroeinrichtungen. 2005 aus Altersgründen Schließung des Studios.