„Das neue Haus braucht den neuen Hausrat“ – so erklärte Franz Schuster in Das Neue Frankfurt die Absicht hinter dem Frankfurter Register, einem der Zeitschrift seit 1928 beigefügten Werbeblatt.
Frankfurter Register
Ein Beispiel im Originalformat 23 x 23 cm
Ernst May und seine Mitarbeiter planten in den Jahren des Neuen Frankfurt nicht nur neue Wohnungen. Man wollte den umbauten Raum auch inhaltlich neu befüllen. Sowohl die zur damaligen Zeit im Handel vertriebenen Möbel, als auch die einfachsten Alltagsgegenstände wie Vasen oder Geschirr, waren in den Augen der Architekten und Designer des Neuen Frankfurt überholt. Man erachtete sie als zu raumeinnehmend oder durch ausgefallene Verzierungen als alltagsuntauglich. Daher gestalteten die Planer des Neuen Frankfurt neben den modernen Wohnhäusern den zugehörigen Hausrat gemäß ihren modernen Einrichtungsvorstellungen. Ob Ferdinand Kramer, Adolf Meyer oder Hermann Esch – hinter der Abkehr von handwerklich gefertigten Waren hin zu industriell hergestellten Produkten von hoher Qualität standen namhafte Designer. Sie verbanden die Ideen der Moderne mit dem modernen Haushalt.
Auf Seiten der Bevölkerung herrschte allerdings zunächst eine starke Abneigung und Skepsis gegenüber den vielmals als billig und wenig repräsentativ angesehenen neuen Gegenständen. Neben Ausstellungen und Vorträgen war es Das Frankfurter Register, das den Menschen die Vorteile dieser Produkte näher bringen sollte. Erklärtes Ziel der Herausgeber des Neuen Frankfurt war es, dem Leser durch gezielte Werbung einen Katalog der qualitativ besten seriellen Erzeugnisse für die Wohnungseinrichtung an die Hand zu geben. Die Heftbeilage erschien in regelmäßigen Abständen und bewarb auf 25x22 cm ein oder mehrere Produkte derselben Kategorie. Man nannte Maße, den voraussichtlichen Ladenpreis sowie Bezugsmöglichkeit.
So entstanden innerhalb von drei Jahren insgesamt 17 Blätter, die zunächst auf die Präsentation von Einrichtungsgegenständen wie Lampen und Stühle beschränkt waren. Später bewarb man auch Großmöbel und Bauteile wie eine Sitzbadewanne oder Tapeten. Gemeinsam war allen Gegenständen, dass es sich nicht um Unikate, sondern um seriell hergestellte Produkte handelte. Sie sollten das Leben in den neuen Wohnungen vereinfachen und zugleich durch einen geringen Preis bei hoher Qualität vielen Menschen für lange Zeit von Nutzen sein. „Zweckmäßig und zweckhaft schön“ sowie zugleich jeden „Luxus-Charakter entbehren“ lautete die Devise.
Vernissage
Am 9.4.2106 eröffnet Dr. Eckhard Herrel zusammen mit der Kuratorin Theresia Marie Jekel die Ausstellung im Beisein von einigen prominenten Gästen
Fotos: Horst Ziegenfusz
Die ernst-may-gesellschaft stellt in ihrer Sonderausstellung „Beilagen der Moderne. Das Frankfurter Register und seine Produkte“ die Blätter den dort beworbenen Objekten gegenüber. Neben Stücken aus dem hauseigenen Archiv wird die Ausstellung auch Leihgaben von Mitgliedern der Gesellschaft präsentieren. So gelingt es, bis auf wenige Ausnahmen, alle Blätter und dazugehörige Produkte im ernst-may-haus zu zeigen.
Exponate
Eine der Vitrinen mit einigen Produkten der Zeit zusammen mit den zugehörigen Original-Registerauszügen
Dem Besucher begegnen bei seinem Rundgang durch die Ausstellung Klassiker des modernen Designs, aber auch seltene Raritäten. Vision und Wirklichkeit hinter dem Frankfurter Register und seinen Herausgebern sollen in der Schau verdeutlicht, Stärken und Schwächen eines solchen Werbemittels aufgezeigt werden.
Kuratorin der Ausstellung: Theresia Marie Jekel, MA
Sonderführungen im Rahmen der Ausstellung:
8.5.2016 Sonntag, 15:30 Uhr
Praktische Erläuterungen der Schuster-Möbel
Elisa Lecointe, MA
26.6.2016, Sonntag, 15:30 Uhr
Kuratorenführung
Theresia Marie Jekel, MA