14.03.2014

Donnerstag, 15. Mai 19.30 Uhr

mayvortrag 5, Dr. Thomas Flierl
Linkes Ufer, Rechtes Ufer. ernst may und die Planungsgeschichte von Magnitogorsk (1930-1933)


Ort: Vorlesungssaal des Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F), Georg-Voigt-Straße 14-16, 60325 Frankfurt am Main (ÖPNV: U-Bahn U4, U6, U7, Bockenheimer Warte o. U4, Messe)

Sowjetunion, Sommer 1930. Im ganzen Land entstehen neue Industriestandorte, die Regierung engagiert den deutschen Architekten und Stadtplaner Ernst May (1886-1970). Mit seiner „Brigade“ ausländischer Spezialisten (darunter Margarete Schütte-Lihotzky, die Erfinderin der „Frankfurter Küche“) soll er in großem Maßstab neue Arbeiterstädte errichten. Voller Enthusiasmus macht sich May an die Arbeit, plant „Standardstädte“ und Typenbauten.

Diese Mitwirkung ausländischer Spezialisten bei der Industrialisierung Sowjet-Russlands Anfang der 1930er Jahre ist noch immer ein weitgehend unerforschtes Terrain. Zwei von Thomas Flierl herausgegebene Bücher fokussieren diese Jahre: Sie begeben sich auf die Spuren Ernst Mays, zeichnen die Planungsgeschichte von Magnitogorsk/Ural unter seiner Leitung sowie weitere Projekte nach und untersuchen den Stellenwert des Wohnungsbaus und das Konzept der sozialistischen Stadt (Socgorod) im Zuge der Industrialisierung.
Mit der Abkehr der stalinistischen Baupolitik vom Neuen Bauen 1932 scheitern nicht nur die Pläne von Ernst May für Magnitogorsk - nur ein erster Bauabschnitt wurde realisiert. Seine Hoffnung auf eine egalitäre und funktionale Moderne zerbricht. May verlässt das Land und wird dort für Jahrzehnte zur Unperson.

Der Vortrag von Dr. Thomas Flierl beleuchtet ein bislang verborgenes Kapitel gemeinsamer russisch-deutscher Geschichte.

Zum Referenten:

Dr. Thomas Flierl, geb. 1957, studierte Philosophie und Ästhetik an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte dort 1985. Nach Tätigkeiten in Verwaltung und Politik ist er seit 2006 als Bauhistoriker, Publizist und Herausgeber freiberuflich tätig (u.a.: Berlin plant [2010], Städtebau-Debatten in der DDR. Verborgene Reformdiskurse [2012], Standardstädte. Ernst May in der Sowjetunion 1930 – 1933 [2012], Ernst May und die Planungsgeschichte von Magnitogorsk 1930 - 1933 [2014]). Er ist Vorsitzender der Hermann-Henselmann-Stiftung und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der ernst-may-gesellschaft Frankfurt am Main. Seit 2012 gehört er dem Bauhaus-Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und Planung an der Bauhaus-Universität Weimar an. Z.Zt. ist er Gast am Kulturwissenschaftlichen Kolleg der Universität Konstanz.

Mitglieder der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen können für die Teilnahme einen Fortbildungspunkt erhalten.

Der Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos, die ernst-may-gesellschaft e.v. freut sich aber über Ihre Spende.