31.07.2014

Exponat des Monats November 2014

Schreibtischstuhl von Ernst May aus Mombasa


Der Schreibtischstuhl mit Armlehnen stammt aus dem Architekturbüro Dr. E. May & Partners in Mombasa / Kenia. Wahrscheinlich hat Ernst May den Schreibtischstuhl nach seinem Entwurf von einem einheimischen Schreiner in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre anfertigen lassen. Bei der Gründung von Dr. E. May & Partners im Jahr 1951 in Nairobi befand sich der Stuhl bereits im Zweigbüro in Mombasa. In der kenianischen Hafenstadt hatte Ernst May Anfang der 1950er Jahre im Auftrag der Ölgesellschaft Shell eine Wohnsiedlung für 5000 einheimische Arbeiter und deren Familien geplant und gebaut.

Mays Schreibtischstuhl

Ein späterer Partner stützt sich auf Mays Schreibtischstuhl im Büro Dr. E. May & Partners, Mombasa / Kenia


Foto: Eckhard Herrel, Januar 1993

Gleichzeitig entwarf May in Mombasa mit dem Oceanic das erste Luxushotel an der ostafrikanischen Küste. Das kühne Projekt wurde erst nach seinem Weggang aus Ostafrika von seinen Partnern in den Jahren 1956 bis 58 realisiert und vor wenigen Jahren abgerissen.

„Der Schreibtisch-Armlehnstuhl ist massiv aus einer rötlichbraunen Palisanderart gebaut und in Stollenbauweise gefertigt. Die Holzverbindungen von Stollen, Zargen und Streben sind mit […] durchgesteckten […] Zierzapfen verbunden und zusätzlich mit einem außen, beidseitig sichtbaren konischen Holznagel gesichert. Lediglich die breiten Streben der Rückenlehne und die Armlehne im Rückenstollen sind nur eingezapft“ (Auszug aus dem Restaurierungsbericht von Barbara Naumburg, Frankfurt am Main, 10/2014).

 

 

 

Der Schreibtischstuhl heute - fachgerecht renoviert bis hin zu den Holzverbindungen

Das Möbelstück wurde für den Transport im Flugzeug von Mombasa nach Frankfurt am Main vollständig zerlegt und hier wieder montiert. Präsentiert wurde der Stuhl erstmals 2001 im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main anlässlich der Ausstellung „Ernst May. Architekt und Stadtplaner in Afrika 1934 – 1953“.

 

Der Schreibtischstuhl im Arbeitszimmer des ernst-may-hauses

Die ernst-may-gesellschaft hat das Objekt nun fachmännisch konservieren und - wo notwendig - auch restaurieren lassen. Ziel der Maßnahme war es, die Standfestigkeit und Benutzbarkeit des Stuhles wiederherzustellen, aber die, durch jahrzehntelangen Einsatz in einem afrikanischen Architekturbüro entstandene Patina, zu erhalten.

Text: Dr. Eckhard Herrel