Von: pps
04.07.2017

Samstag, 8. Juli 2017, 15 Uhr

Das Elektrizitätswerk von Adolf Meyer
Gespräch mit Michael Kleinert, KuP Architekten


Gesprächsführung: Elisa Lecointe, M.A., Kuratorin der Ausstellung:
Adolf Meyer und Heinrich Helbing - Funktionsbauten für das Neue Frankfurt
Ort: ernst-may-haus, Im Burgfeld 136, 60439 Frankfurt am Main

Bis heute ist das Elektrizitätswerk erhalten und wird vom Energieversorger Mainova betrieben. Seit diesem Jahr wird das Verwaltungsgebäude in der Gutleutstrasse 280 von Kleinert und Partner Architekten denkmalgerecht restauriert. Die Restaurierung ist jedoch nicht abgeschlossen, so dass das Gebäude noch nicht wieder zugänglich ist. Elisa Lecointe spricht mit dem Leitenden Architekten des Projektes, Michael Kleinert.

Mit der nüchternen und klaren Formensprache seiner Fassade gehörte das Prüfamt 6 zweifellos zu den bekanntesten Werken Meyers. Auch wenn es nicht über die Eleganz des Fagus-Werks mit seiner berühmten Glasvorhang-Fassade verfügt, ist der Wiedererkennungswert nicht zu leugnen. Für Meyer gab es grundsätzlich zwei Formen industrieller Anlagen - diejenigen, bei denen die einzelnen Baukörper selbst Träger des industriellen Prozesses sind (siehe Gaswerk Ost) und diejenigen, bei denen das architektonische Gehäuse den industriellen Betrieb aufnimmt wie das Prüfamt 6.

Fassadenansicht des Prüfamts 6 (Quelle DNF Heft 9 1929)

1927 erhielt Adolf Meyer diesen zweiten großen Auftrag in Frankfurt. Noch während der Arbeiten am Gaswerk Ost, wurde er von den städtischen Elektrizitätswerken mit dem Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes mit angrenzenden Werkstätten beauftragt . Der Ausbau der städtischen Stromversorgung war zu dieser Zeit überfällig. Während sich in Europa längst der Drehstrom etabliert hatte, wurde Frankfurt noch mit einfachem Wechselstrom versorgt. Gleichzeitig entstand in der Römerstadt die erste vollelektrifizierte Siedlung Deutschlands und diverse andere Haushalte harrten des Anschlusses an das Netz. Die Elektrifizierung Frankfurts ging mit der Aufstellung zahlreicher neuer Elektrizitätszähler einher. Da das alte Prüfamt in der Neuen Mainzer Straße dem nicht mehr standhalten konnte wurde nach den Entwürfen Meyers 1928 das Prüfamt 6 in der Gutleutstraße errichtet.

Betonkuppel des Prüfamts 6 mit einer Spannweite von 26 Metern
(Quelle: DNF Heft 9, 1929)

Neben der von Fensterbändern gezierten Betonfassade des Hauptgebäudes war die auf acht Stützen ruhende Kuppel mit einer Spannweite von 26 Meter prägend. Die Kuppelkonstruktion, die auf einem gewagten Verhältnis zwischen Wandstärke und Krümmungsradius beruhte, galt in den 1920er Jahren als Revolution im Betonbau.